Anlass zu diesem Thema gaben zwei Dinge, die zufällig aufeinander trafen: Das Zoomseminar der Katholischen Stiftungshochschule München (Programm siehe Fotos unten). Hier der LINK dazu! Und eine Email der sympathischen und engagierten jungen Hannah Schreiner (31), die eine neue Kontaktbörse für Menschen ab 60 Jahren gegründet, und mir vorgestellt hat. Zumindest nahm ich das zum Anlass, mir wieder einmal nach längerer Zeit die diversen, unzähligen Freundschafts- oder Partnerschaftsportale im Internet für Menschen ab 50 oder 60 Jahren anzusehen, die versprechen, dass man online seinen Lieblingsmenschen, also Lebensfreund:innen oder Lebenspartner:innen finden kann. Es sind inzwischen so viele Webseiten, dass man diese ohnehin hier gar nicht aufzählen kann. Es gibt ganz sicher einen Bedarf dafür. Hannah hat sich aus guten Gründen dieses neue Format
verknüpft - Die Plattform für Freundschaften ab 60
ausgedacht.
Einsamkeit im Alter
Einsamkeit im Alter ist ein sehr ernst zunehmendes Thema, denn Einsamkeit macht nachgewiesenermaßen krank, körperlich wie seelisch. Eindrucksvoll schilderte gestern Frau Dr. Kathrin Steinbeißer im Zoomseminar der KSH diesen Zusammenhang mit demenzieller Erkrankung, kürzerer Lebensdauer, Depressionen, negativen Verhaltensweisen, Lungenerkrankungen und Einweisungen in die Notaufnahme. 34% der über 65jährigen in Deutschland leben allein, was natürlich noch lange nicht Einsamkeit bedeuten muss. Nur 8% der Deutschen über 65 Jahre weisen ein Einsamkeitsrisiko auf. Das sind sicherlich 8% zu viel, andererseits wären Zahlen auch für die jüngeren Menschen zum Vergleich interessant gewesen, bei denen es sicherlich auch ein Einsamkeitsrisiko gibt.
Ich habe mit Anfang 50 meine beiden allerbesten Freundinnen verloren, viel zu früh haben sie den Kampf gegen den Krebs verloren. Kein Mensch ist als Freund:in ersetzbar, denn diese tiefen und lang gewachsenen Beziehungen kann man nicht so einfach austauschen. Eine gute Freundschaft braucht Zeit, meistens jedenfalls. Tatsächlich haben sich wieder zwei neue, schöne, vertrauensvolle Frauenfreundschaften entwickelt, aber Corona hat seine Spuren hinterlassen. Das kennen sicherlich viele von Ihnen. Manche der Freundinnen werden zu Großmüttern, eine wunderbare Sache, die aber weniger Zeit für die Freundinnen übrig lässt.
Hannah Schreiner möchte in diesen Fällen helfen, und hat darum ihre Plattform verknüpft ins Leben gerufen. Ihre Argumente:
„Zum einen liegt bei verknüpft der Fokus auf freundschaftlichen Verbindungen zwischen zwei Menschen - also ein bisschen wie Online-Dating, nur für Freundschaften. Das ist gerade deshalb so wichtig, weil 1:1 Freundschaften - im Gegensatz zu Gruppenbekanntschaften - den größten Effekt auf unser Glück (und die Reduktion von Einsamkeitsgefühlen) haben. Dieses "Freunde-Matching" basiert zudem nicht nur auf gemeinsamen Hobbies - wie es bei solchen Plattformen sonst üblich ist - sondern auch auf Faktoren wie Werte und Erwartungen an Freundschaften.
Zum anderen kann man auf verknüpft nicht nur Freundschaften für's "echte Leben" knüpfen, sondern auch gezielt nach Telefon-, Email-, oder Brieffreunden suchen - einfach so oder dann, wenn man nicht mehr so mobil bzw. rausgehfreudig ist. Außerdem ist verknüpft im Gegensatz zu anderen Plattformen sehr übersichtlich und intuitiv gestaltet, und dadurch sehr nutzerfreundlich und auch für wenig technikaffine Menschen leicht zu bedienen."
Ich selber habe noch nie weder eine Datingplattform noch eine Freundschaftsplattform besucht, wie zum Beispiel LEBENSFREUNDE. Ich kann dazu also keine fundierte Aussage machen. Ich glaube schon, dass man wieder neue Freund:innen finden kann, allerdings nur, wenn man sich wirklich regelmäßig trifft, und auch beide das wollen. Insofern könnte der Besuch derartiger PLattformen schon ein Signal bedeuten, dass die suchende Person es „ernst meint", und Zeit in soziale Kontakte investieren möchte. Man könnte also davon ausgehen, dass auf diesen Plattformen all jene unterwegs sind, die ein ernsthaftes Interesse haben, jemanden kennenzulernen als Freund:in oder natürlich auch Partner:in.
Was meinen Sie? Welche Erfahrungen haben Sie mit diesen Freundschaftsplattformen gemacht? Haben Sie für verlorene Freund:innen jemals wieder - auf welche Art und Weise auch immer - neue Freundschaften gefunden?