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    Willkommen auf meinem BLOG bei älterwerden.net!

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Masterabschluss mit 64 Jahren: Studieren oder Lernen im Alter - was geht und was nicht. Meine persönlichen Erfahrungen für alle, die mit über 60 noch etwas NEUES wagen wollen!

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In letzter Zeit erreichten mich einige Emails mit der Frage: Macht das denn überhaupt einen Sinn, mit 60 Jahren ein Masterstudium zu absolvieren? Kann man das in dem Alter überhaupt noch schaffen? Warum haben Sie das denn gemacht? Wie fühlt man sich denn da unter den „Jungen"? Warum tut man sich das an?

Das sind nachvollziehbare und - zumindest für mich - keine altersdiskriminierenden Fragen. Letztlich steckt dahinter die Frage:

Was kann oder sollte man sich im Alter noch zumuten? Was geht noch und was vielleicht eher nicht? Gibt es denn gar keine Grenzen?

Für alle, die noch Träume von etwas NEUEM haben, nun dieser Erfahrungsbericht, in dem ich meine persönlichen Erlebnisse mit ein wenig gerontologischem Wissen untermauern möchte. Denn tatsächlich fühlte ich mich in meiner „Studentenzeit" auch ein wenig wie mein eigenes Studienobjekt zum Thema LERNEN IM ALTER. Und hier gleich die wichtigste Botschaft:

„Durchbeißen bis es weh tut!

Ich will kein ROLE MODEL sein. Ich warne auch vor zu viel Eifer, falschem Ehrgeiz und falschen Idealbildern, die nur verunsichern und überfordern mit der Botschaft: „Du schaffst alles, wenn du nur willst!"

Ich verstehe mich eher als eine „Mut"macherin!

Zuerst einmal finde ich es großartig, dass man in Deutschland überhaupt noch zu einem Studium zugelassen wird. Es handelte sich bei mir nicht um ein Seniorenstudium, so wie es vielerorts mit großartigen Programmen angeboten wird. Ich hatte mich für den Masterstudiengang Gerontologie am Institut für Psychogerontologie der FAU Erlangen-Nürnberg als ordentliche Studierende beworben, so wie alle anderen auch. Da ich bereits einen Magister Artium in jungen Jahren an der LMU München abgeschlossen hatte, blieb mir der Bachelor erspart. Und da ich seit meinem 52. Lebensjahr Vorträge halte zu verschiedenen Aspekten des Älterwerdens wie z.B. die Stärken älterer Gehirne und der älterwerdenden Psyche, brachte ich bereits ein erhebliches Fachwissen mit. Das war sicher auch ein Grund, warum mich das Institut zum Masterstudiengang zugelassen hatte: Ich besaß eine Menge Vorkenntnisse, die mein großes Interesse an der Gerontologie, der Wissenschaft des Alter(n)s, unter Beweis stellten. Und hier kommen wir gleich zu einem der entscheidendsten Punkte, wenn es darum geht, im Alter etwas Neues lernen zu wollen:

1. Lernen muss grundsätzlich aber besonders im Alter Spaß machen und die Motivation dazu muss groß sein! Ohne das geht es nicht. Beides war bei mir vorhanden: Ich hatte mich über Jahre autodidaktisch in Themen des Älterwerdens eingearbeitet und ich hatte viel Spaß daran.

Wir wissen heute, dass selbst Kinder leichter lernen, wenn Sie Freude daran haben. Aber für das fortgeschrittene Alter ist das eine absolute Voraussetzung: Da geht nix ohne Spaß. Sie können Chinesisch lernen, wenn Sie eine(n) neue(n) chinesische(n) Lebenspartner:in haben und nach China auswandern. Dann schaffen Sie das auch noch mit 80 Jahren. Soviel Motivation muss dann schon sein. Man muss es also schon sehr wollen. Aber es muss ja nicht gleich Chinesisch sein…

Also: Wenn Sie absolut überzeugt von dem sind, was Sie tun - dann merken das die anderen. Das ist Ihre Motivation und Sie werden ernst genommen. Das ist noch keine Garantie, dass alles klappt, aber ein wichtiger Baustein. Mit Halbherzigkeit kommt man nicht weiter.

2. Ihr Altersselbstbild muss positiv sein!

An der Universität mit sehr viel jüngeren Kolleg:innen zu lernen, kann einschüchternd sein. Und es wäre gelogen, wenn sich nicht auch in meinem Kopf so manche Vorbehalte diesbezüglich breit gemacht hätten: Was denken sie bloß über so eine 60jährige Kommilitonin ? Ehrlicherweise tut man sich im Fach Gerontologie etwas leichter. Auch wenn die meisten zwischen 20 und 30 Jahre alt sind, finden sich hier einige Student:innen älter als 30 Jahre. Und natürlich geht man gerade im Studiengang Gerontologie sensibel mit Altersdiskriminierung um. Aber ich möchte betonen, dass ich nie das Gefühl hatte, von den Referent:innen oder Mitstudent:innen als zu alt abgestempelt worden zu sein. Ganz im Gegenteil. Trotzdem spukte es mir immer wieder im Kopf herum.

Und hier wissen wir aus der Wissenschaft: Wir selber sind es mit unserem persönlichen ALTERSSELBSTBILD, mit dem man sich selbst als „alt" abstempelt. So bremst man sich selber aus, vor allem weil man höchst überempfindlich auf - was auch immer - reagiert, und alles nur unter diesem Aspekt „Die finden mich zu alt!" interpretiert.

Natürlich sollte man bei neuen Projekten immer realistisch bleiben was das eigene Altersselbstbild und die eigene Leistungsfähigkeit betrifft, vor allem was körperliche Herausforderungen betrifft: Überforderung bringt nichts.

3. Auswendiglernen mit 60 Jahren ist die Hölle und tut richtig weh im Kopf!

Sieben schriftliche Klausuren musste ich schreiben. Dafür musste ich lernen - auch AUSWENDIGLERNEN. Und das war schrecklich. Hier zeigten sich die Schwächen meines älteren Gehirns. Zum Glück wusste ich das ja bereits vorher, was es allerdings nicht besser machte. Während ich 5-6 Wochen vor den Klausuren systematisch mit dem Lernen begann, starteten meine jüngeren Kolleg:innen 1-2 Wochenenden vorher.

Ich habe dabei die Erfahrung gemacht: Richtiges Auswendiglernen mit 60 Jahren und älter TUT WEH! Wirklich! Mein Kopf schmerzte vor Anstrengung, er war überfordert, und ich musste mir das Auswendiglernen mit viel Mühe wieder aneignen. Man kann das schaffen, aber ich spürte förmlich, wie wieviel Energie mein Gehirn verbrauchte. Ich aß plötzlich mitten in der Nacht ohne an Gewicht zuzunehmen. 25% unserer täglichen Kalorienzufuhr verbraucht unser Gehirn. Meines brauchte während der Klausurphasen deutlich mehr. Es bilden sich neue Gehirnzellen und neue Synapsen, also Verbindungen zwischen den einzelnen Gehirnzellen. Mein Gehirn arbeitete hart - und das konnte ich förmlich spüren, ist aber schwer zu beschreiben.

4. Fragen Sie nach Hilfe!

Lernen mit jungen Kolleginnen? Das gilt auch für das Berufsleben. Scheuen Sie sich nicht, zusammen mit den Jüngeren etwas Neues zu lernen. Aber hier gibt es einen wertvollen Hinweis: Keine Angst davor haben, nachzufragen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Falsche Scham bringt niemanden weiter. Sie werden erleben, wie Ihr Nachfragen auch das Wissen anderer präzisiert! Ich musste mich nach 42 Jahren Mathematik wieder in die Mathematik der Statistik - erst theoretisch und dann auch praktisch in der Umsetzung mittels Syntaxen via dem Softwareprogramm SPSS - einarbeiten. Ich musste lernen, mit der Software zu einem Onlinefragebogen umzugehen, den APA Style erlernen, Tabellen herzustellen, Literaturlisten zu schreiben auf akademischen Niveau. Dauernd kam etwas Neues dazu. Zwischendurch wollte ich einfach nicht mehr weitermachen. Aber das Gute ist: Aufgeben wird irgendwann keine Option mehr. Also DURCHBEIßEN. Und dann halt mal Kolleg:innen anrufen, WhatsApp schreiben usw.

5. Ist so ein akademischer Grad mit 60 Jahren noch sinnvoll?

In meinem Fall war es das sicherlich, da ich über profunde, mir autodidaktisch angeeignete gerontologische Kenntnisse verfügte, aber man natürlich immer kompetenter und „glaubwürdiger" rüberkommt, wenn man einen akademischen Grad dazu aufweisen kann. Das ist einfach so. Und ich kann meinen Beruf als Speakerin, Seminarleiterin, Beraterin für Themen rund ums Älterwerden und Lebensrückblicktherapeutin noch lange „im Alter" ausüben - was ich auch unbedingt möchte.

Mein Ziel: Ich möchte die alternde Gesellschaft mitgestalten, und dabei mit meinem Wissen auch die Älterwerdenden ermuntern, sich noch etwas zuzutrauen. Und das, indem ich Ihnen mit meinen wissenschaftlichen aber auch persönlichen Erfahrungen zur Seite stehen: Denn ich weiß als 64jährige Babyboomerin, wovon ich spreche.

Aber mit 60 Jahren z.B. Medizin zu studieren, das halte ich für wenig sinnvoll. 

Ich hoffe, Ihnen mit diesen Einblicken ein wenig geholfen, und vielleicht auch Mut gemacht zu haben. Aber ein Spaziergang war mein Masterstudium sicher nicht.

Aber hinterher ist die Freude dann umso größer...


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