Ich fahre innerhalb Deutschlands (fast) nur mit der Bundesbahn, weil es eigentlich bequemer ist, also wäre…Während der kürzlich schlimmen Überschwemmungen in Bayern stand ausgerechnet eine Fahrt von München nach Fulda an. Alle ICEs Richtung Nürnberg fielen aus. Also schlug ich mich mit dem Regio ALEX erst nach Regensburg, und von dort irgendwie weiter nach Nürnberg durch.
Ich hatte gerade noch den letzten Sitzplatz im hoffnungslos überfüllten Regio ergattert, in dem sich selbst in den Gängen die Mitfahrenden mit ihren Gepäckstücken stapelten. Es gab kein Durchkommen mehr. Plötzlich entdeckte ich einen älteren Herrn, wie er sich aus der Mitte des Waggons immer näher Richtung Waggonausgang kämpfte, bis ein gigantisches Gepäckstück ungefähr auf meiner Höhe kein Weiterkommen gestattete. Ein jüngerer Mann, circa 40 Jahre alt, stand vor ihm.
„Bitte lassen Sie mich doch durch!",
bat der sympathische ältere Herr. Der junge Mann deutete verzweifelt auf das Gepäckstück und die anderen stehenden Mitfahrenden im Gang:
„Es ist alles voll."
Der ältere Mann sah das natürlich auch:
„Ich möchte aber gerne auf die Toilette."
Bis zum Ende des Waggons waren es noch drei Meter und gefühlt hundert Gepäckstücke mit ihren Besitzern. Der nächste Halt war bereits angekündigt, der junge Mann blickte etwas verständnislos, antwortete aber höflich:
„Wir halten gleich, dann steigen alle diese Menschen aus. Warten Sie doch bitte noch so lange."
Als Gerontologin konnte ich mir das Problem des älteren Mitreisenden ausmalen, und war gespannt, wie er mit dieser Situation nun umgehen würde.
Entschlossen blickte der Ältere den jungen Mann an, sprach so laut und deutlich, dass es wirklich jeder im Waggon hören könnte:
„Junger Mann. Kommen Sie mal in mein Alter. Ich sage nur: Prostata. Da hat man keine Zeit mehr."
So arbeitete er sich schließlich bis zur Toilette durch.