Von Dagmar Wagner on Montag, 30. März 2020
Kategorie: Aktuelles

Online-Kurs Biografiearbeit - Warum wir unseren Erinnerungen nicht trauen können! (Blogbeitrag Nr. 2 zum Thema Wissenswertes und Hintergründe zur Biografiearbeit)

Erinnerungen sind nichts Statisches: Sie verändern sich über die vielen Jahre. Erinnerungen sind auch nicht an einer festen Stelle im Gehirn verankert und das Gedächtnis ebenfalls nicht. Eine Erinnerung ist eine Gedächtnisspur, die sich über das ganze Gehirn verteilt - eine mehr oder weniger weit verzweigte Strasse. Wenn zu einer bestimmten Erinnerung beispielsweise ein Musikstück gehört, ein Gesicht, eine Körperberührung, der Name einer Person - dann werden diese Informationen in genau den Regionen des Gehirns abgespeichert, die für das Hören, Namenserinnerung, Gesichtserkennung oder Körperwahrnehmung zuständig sind. Die Erinnerung wird aufgesplittet und als Spur verankert. Wenn wir uns dann wieder daran erinnern, dann wird diese Spur "wachgeküsst" - wir erinnern uns. Und wenn wir dann nicht mehr daran denken, dann wird die Spur wieder "schlafen gelegt". Aber nicht als die alte Erinnerungsspur, sondern während wir uns wieder erinnern, entsteht eine neue Erinnerungsspur mit den Informationen aus der alten Spur, und diese neue Spur (aus der alten gebildet) wird über die alte Erinnerungsspur drüber gelegt. Ungefähr so, wie wenn wir eine Datei auf dem Computer neu abspeichern und die alten Dateien wieder aufrufen könnten.

Nur leider nicht bei einer alten Erinnerungen - auf die alten Erinnerungsspuren hat unser Bewußtsein keinen Zugriff mehr!

Und nun wird´s noch unheimlicher oder besser spannender: Während wir uns also mit der neu gebildeten Spur erinnern, schleichen sich in diese neue Spur Veränderungen ein. Geht es bei der Erinenrung um ein lustiges Erlebnis, aber wir sind während des Erinnerns bei absolut schlechter Laune, wird die lustige Erinnerung etwas "weniger lustig" abgespeichert!

Unsere momentan Befindlichkeit verändert in dieser Richtung unsere "Erinnerung"!

Erinnerungen kann man auch einreden: Bei einem wissenschaftlichen Test hat man Menschen befragt, ob sie sich an ein bestimmtes Erlebnis erinnern - wohlwissend, dass dieses Erlebnis niemals im Leben der befragten Person stattgefunden hat. Bei der ersten Befragung verneinte die befragte Person noch, sich erinnern zu können. Beim zweiten Mal glaubte die Person, sich etwas erinnern zu können, und irgendwann berichtete die Person von dem Ereignis, bei dem sie nie dabei war, ausführlich mit Beschreibungen und allem Drum und Dran!

Wenn Sie also innerhalb der Familie oder mit Freunden, Bekannten über gemeinsame Erlebnisse sprechen, dann wundern Sie sich nicht, wenn diese so ganz unterschiedlich sind!

Im Blogbeitrag vom 22.3.2020 finden Sie meinen Blogbeitrag Nr. 1 zum Thema Wissenswertes und Hintergründe zur Biografiearbeit: Warum nimmt das Interesse an Biografiearbeit ab dem 50. Lebensjahr stetig zu?

Und Übermorgen geht´s weiter mit einer praktischen Übung zur Biografiearbeit!

Herzlichst

Ihre Dagmar Wagner

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