Rolli1

Beim Thema Behinderung ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig. Niemand bestreitet das Mitgefühl der meisten Menschen für Menschen mit Behinderung, aber meistens bleibt es dabei auch. Und das hilft nicht wirklich weiter.

Berührungsängste sind immer noch zu groß - übrigens auf beiden Seiten. Behinderte Menschen schämen sich, egal wie groß oder klein, wie auffällig oder unauffällig die Behinderung auch sein mag.

Und wirklich informiert,  was es - auf sehr sehr vielen ganz unterschiedlichen Ebenen - bedeutet, behindert zu sein - für die Betroffenen so wie auch für deren Familien, dazu fehlt uns einfach das Vorstellungsvermögen.

Seit Anfang des Jahres schreibe ich die Biografie von Rainer E. (siehe Foto oben)  - der Zimmermeister wurde mit 55 Jahren von heute auf morgen querschnittsgelähmt. Die Ursache: Wahrscheinlich ein Schlaganfall im Rückenmark. Einen medizinischen Beleg dafür gibt es bis heute nicht. Seitdem kämpft Rainer E. darum, wieder auf die Beine zu kommen, "ins Laufen zu Kommen" - so drückt er es aus. Es ist ein Kampf an vielen Fronten, und dieser liegt jenseits unserer Vorstellungskraft.

Familiär bedingt habe ich Erfahrung mit dem Thema Behinderung, aber die minutiöse Schilderung von Rainer E. hat mir wirklich noch weiter die Augen geöffnet. Schockierend dabei auch die unendlich vielen Anträge, die Rainer E. stellen muss. Dabei möchte ich fairerweise dazu sagen, dass man in Deutschland wirklich "gut versorgt und aufgehoben ist", so seltsam das nun klingen mag. Aber wer nicht kämpfen mag, auch mit Ämtern, könnte auf der Strecke bleiben. Und das kann eben auch nicht jeder.

Die meisten Biografien von behinderten Menschen handeln davon, dass diese trotz Behinderung Höchstleistungen vollbracht haben. Dazu kann ich nur sagen: "RESPEKT", das ist bewundernswert. Ohne wenn und aber.

Andererseits beschleicht mich dabei oft das Gefühl, dass nur die Geschichten über eine Superleistung in Verbindung mit einer Behinderung erzählt werden sollen und Gehör finden.

Ist das fair und angemessen? Es sind sensationelle Ausnahmegeschichten, aber wie mag sich ein behinderter Mensch fühlen, der diese Leistungen nicht vollbringen kann? Steht dahinter  letzten Endes nicht doch wieder das Leistungsprinzip, das behinderte Menschen in "gute und weniger gute" Behinderte teilt? Macht es die anderen zu Behinderten zweiter Klasse? Wie fühlen sie sich, wenn sie von solchen Geschichten hören?

Fühlen sie sich jetzt nicht noch "weniger wert"?

Mit dieser Frage möchte ich ganz offen umgehen. Was denken Sie dazu? Interessiert sich niemand für die "normalen" Geschichten? Weil sich diese eventuell weniger gut verkaufen lassen?

Rainer E. gibt seinen Kampf nicht auf - auch das ist eine Höchstleistung. Und er jammert nie dabei!

Wir freuen uns, wenn das Buch im Frühjahr 2021 fertig wird und hoffentlich viele Leser findet! Es liest sich wie ein Krimi über den alltäglichen Wahnsinn eines derartigen Schicksals.

Rainer E. möchte mit seiner Biografie auf Lesereise gehen - wenn Corona überstanden ist!

Falls jemand von Ihnen schon jetzt Interesse hat, dann melden Sie sich gerne bei mir unter 

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